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Fachgebiet Germanistik – Computerphilologie und Mediävistik

Das Fachgebiet bringt einen traditionellen Forschungszweig der Germanistik mit einer jungen Disziplin zusammen, die neue, com­putergestützte Methoden und Verfahren in den Geistes- und Kulturwissenschaften untersucht.

Über das Fachgebiet

Fachgebietsleitung: Prof. Dr. Andrea Rapp

Gegenstand der germanistischen Mediävistik ist die Sprache und Literatur des deutschsprachigen Mittelalters vom 8. bis zum 16. Jahrhundert.

Unter Berücksichtigung der historischen sowie gesellschaftlichen Entstehungs- und Überlieferungsbedingungen der mittelalterlichen Textproduktion und -rezeption werden die Inhalte des Faches in Forschung und Lehre nicht isoliert, sondern stets im Kontext einer kontinuierlichen Kulturgeschichte des Deutschen betrachtet. Als Schwerpunkte des Darmstädter Instituts resultieren daraus die Beschäftigung mit:

  • Kodikologie und Paläographie deutschsprachiger Handschriften des Mittelalters
  • Buchgeschichte und Bibliotheksgeschichte
  • interdisziplinären Text-Bild-Bezügen, Fragen medialer Repräsentation
  • mittelalterlichen Urkundensprachen
  • historischer Dialektologie
  • Schreibsprachgeschichte, Varianz und Varietäten.

Die germanistische Computerphilologie setzt sich mit Methoden und Techniken des computerge-stützten Arbeitens in der Sprach- und Literaturwissenschaft auseinander. Sie ist Teil der jungen und sich derzeit dynamisch entwickelnden Disziplin Digital Humanities (DH), deren Etablierung als For­schungs­schwerpunkt im Fachgebiet mit zahlreichen Drittmittelprojekten vorangetrieben wird.

Die DH haben eine dezidiert inter- und transdisziplinäre Ausrichtung, sie vereinen einschlägige Frage­stellungen, Kenntnisse und Fertigkeiten der traditionellen Geistes- und Kulturwissenschaften mit in­no­vativen informationstechnologischen Verfahren und Methoden.

Die Vertreter der DH widmen sich Fragen der Sicherung und Erschließung des kulturellen Erbes: Die Retro­digitalisierung ganzer Bibliotheken steht ebenso im Fokus der Aufmerksamkeit wie die Gewährleistung und Optimierung intelligenten Textretrievals oder die Sicherstellung der langfristigen Verfügbarkeit von digital aufbereitetem Kulturgut. Auch Fragen der ästhetisch ansprechenden und qualitativ hochwertigen Prä­sen­tation von Forschungsergebnissen gehören zum Tätigkeitsfeld des Digital Humanists.

Eine seiner zentralen Aufgaben besteht in der Entwicklung virtueller Forschungsinfrastrukturen, die der geistes- und kulturwissenschaftlichen Community ein verteiltes kollaboratives Arbeiten, regen akademischen Austausch und somit eine starke Vernetzung und Verdichtung von Expertise ermöglichen.

Der Einsatz computergestützter Verfahren eröffnet neue Perspektiven und Forschungsfelder in den Geistes- und Kulturwissenschaften: Moderne Technologien erlauben die Visualisierung des überlieferten Kultur­transfers und schaffen so eine nicht nur rein geistig zugängliche, sondern auch sinnenvermittelte Erfahr­barkeit intellektueller Diskurse. Computerwissenschaftliche Arbeitstechniken schaffen neue Dimensionen der Interdisziplinarität. Indem die DH etwa die Wechselwirkungen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften untersuchen, werden Synergiewirkungen zwischen traditionell in ihrer Methodologie stark voneinander abweichenden Forschungszweigen auf breiter Datenbasis erstmals möglich.

Als Grundlagenforschung untersuchen die DH den Mehrwert durch digitale Kulturtechniken wie zum Beispiel das Potential, das aus der Offenlegung und Analyse von Vernetzungsstrukturen geistes- und kultur­geschichtlichen Wissens erwächst. Auf dieser Basis wird es möglich, neue Forschungsfragen zu ge­nerieren oder alte Fragen mit innovativen Methoden zu beantworten.

Zu den Schwerpunkten des Darmstädter Instituts im Bereich der Digital Humanities gehören:

  • (Retro-)Digitalisierung, Aufbau digitaler Corpora
  • Textcodierungsverfahren, Entwicklung und Anwendung von Standards (XML/TEI)
  • digitale Editionsphilologie
  • digitale Lexikographie.